Stress ist eine autonome Reaktion unseres Organismus auf Situationen, die Gefahr in sich bergen und auf die hin wir schnell reagieren müssen. Die Reaktionsmuster beinhalten Aktivierungen in unserem Körper, die Angriff oder Flucht ermöglichen bzw., wenn das nicht möglich ist, Erstarrung erzeugen, um einen geeigneten Zeitpunkt für Angriff oder Flucht abzuwarten.
Die Stressreaktion
Der heutige Stress-Begriff geht auf Hans Selye zurück, der als erster die physiologischen Vorgänge von Stress beschrieben hat. Die entsprechenden körperlichen Vorgänge werden vom limbischen System unseres Gehirns gesteuert, das innerhalb von 200 Millisekunden auf Gefahrensituationen reagieren kann. Demgegenüber ist die Verarbeitungsgeschwindigkeit im Großhirn ausgesprochen langsam, wenn auch gründlicher. Im Augenblick der Gefahr hilft allerdings gründliches Abwägen relativ wenig. Dann müssen wir uns auf als erfolgreich eingestufte Verhaltensmuster verlassen können. Dies funktioniert ähnlich wie die Feuerwehr, die bei jedem Alarm ausrückt, ohne vorher zu prüfen, ob es sich wirklich um ein Feuer handelt.
Notfall oder kein Notfall?
Der entscheidende Punkt, der uns Schwierigkeiten machen kann, der zu unangemessenen Reaktionen führen kann, ist die innere Bewertung, wann eine Notfallsituation vorliegt. Unser limbisches System ist auch ein lernendes System. Wenn es bestimmte situative Reize als gefährlich erlebt und entsprechend gespeichert hat, kann es auf diese Reize hin die Notfallreaktion auslösen, auch wenn diese Reize nur nebensächliche Aspekte der Situation darstellen. So kann das zufällig bei einem Unfall auftretende Heulen des Windes zukünftig ausreichen, um die vollständige Notfallreaktion zu aktivieren. Denn entscheidend für die Stressreaktion ist, dass sie, wenn die Erregung ein bestimmtes Niveau überschritten hat, vom Großhirn nicht mehr abgemildert werden kann. Wir haben dann subjektiv das Gefühl, unseren Reaktionen ausgeliefert zu sein, sie nicht mehr beeinflussen zu können. Es ist, als würden wir gesteuert.
Chronischer Stress
Die zweite Schwierigkeit besteht darin, dass chronischer Stress zu einer außerordentlich starken Belastung unseres Organismus und unserer Leistungsfähigkeit führen kann. Wenn wir nach einer Stressreaktion genügend Zeit haben, uns zu erholen und die Stoffwechselprodukte aus der Stressreaktion wieder abzubauen, werden keine längerfristigen Folgen auftreten. Und schwierige oder unbekannte Situationen gehen mit einem gewissen Stress einher. Die Stressreaktion stellt uns sogar mehr Energie zur Verfügung als üblich. Wenn aber der Stress nicht bewältigt werden kann, wir nicht zur Ruhe kommen können, ein Stressor den anderen jagt, geraten wir in chronischen Stress. Während Stress kurzfristig die Schmerztoleranz und Immunreaktion erhöht, werden diese bei lang anhaltendem Stress eher vermindert. Es kommt dann zu akuten Erkrankungen. Auch das Herz-Kreislauf-System kann nicht zur Ruhe kommen, was chronisch erhöhten Blutdruck zur Folge haben kann mit entsprechenden Langzeitfolgen für den Organismus.
Deshalb brauchen wir Fähigkeiten und Fertigkeiten, um Stress zu verringern, zu bewältigen und die Reaktion unseres Alarmsystems zu beeinflussen. Hierzu setzen wir in erster Linie ROMPC ein.
Literatur:
Die kürzeste biologische Darstellung der Stressreaktion findest sich in:
Gerald Hüther, Biologie der Angst, Göttingen 20046 (Sammlung Vandenhoeck), S. 122
Weitere Literatur:
Gert Kaluza, Stressbewältigung, Heidelberg 2004 (Springer Verlag)
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