Unterschiede, die einen Unterschied machen

Diese Aussage „Information ist ein Unterschied, der einen Unterschied macht“ geht auf Gregory Bateson zurück, einen geistigen Vater der Systemischen Therapie und Beratung. Die Bedeutung dieser Aussage wirkt sich praktisch in der systemischen Praxis aus.

Weg von Verallgemeinerungen

Wir hören sehr oft von Klienten: „Das ist bei mir immer so. Immer vergesse ich alles.“ Wir neigen zu Generalisierungen. Wenn wir diese Aussage genauer betrachten, stellt sie sich als notwendig falsch heraus; denn es wird mindestens die eine oder andere Ausnahme in der Vergangenheit gegeben haben.

Noch häufiger begegnet es uns, dass solche Aussagen über andere getätigt werden: „Mein Chef ist immer nicht da.“ Auch diese Aussage wird falsch sein. Wir haben den Eindruck, dass der Chef häufig abwesend ist und dieser Eindruck wird generalisiert.

Ausnahmen machen den Unterschied

Die Aussage von Gregory Bateson soll uns helfen herauszufinden, wann das als Problem identifizierte Verhalten nicht auftritt. Diese Ausnahmen machen einen Unterschied. So können wir z.B. ergründen, wann er da ist und wann nicht, welche anderen Bedingungen vorhanden sein müssen, damit er doch mal da ist. Das wäre die eine Richtung der Untersuchung. Die zweite könnte sein, wenn er nicht an dem Ort ist, wo sich unser Klient aufhält, wo könnte er stattdessen sein? Was könnte es vielleicht sogar notwendig machen, dass er öfter an anderen Orten sich aufhält als an dem von unserem Klienten genannten?

Oder auch bei dem Vergessensthema oben: Wann tritt das Vergessen nicht ein? Unter welchen Bedingungen? Und gibt es vielleicht Dinge, die unser Klient besonders gut behält? D.h. in diesem Fall versuchen wir herauszufinden, ob

  1. das Vergessen ausnahmsweise nicht auftritt und
  2. sich das Vergessen wirklich auf „alles“ bezieht.
Ausnahmen, die zur Lösung führen

Die Schule von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg hat sich diesen Unterschieden in besonderer Weise angenommen, weil sie in den Ausnahmen den Beginn einer Lösung für das als Problem geschilderte Verhalten gesehen haben. D.h. nicht die Therapeuten oder Coaches haben sich eine Lösung einfallen lassen, sondern haben eine Lösung genommen, die schon da war. Die Folge daraus war also: Wie könnte das Ausnahmeverhalten öfter passieren? Wer müsste was dafür tun? Und wir greifen auf eine Kompetenz unseres Klienten zurück und müssen ihn nicht defizitär einschätzen. Das tun die Klienten meistens sowieso schon vermehrt selbst. D.h. mit diesem Vorgehen stärken wir auch noch die Eigenkompetenz unseres Klienten.

Die Lösung liegt im Klienten selbst

Nicht der Therapeut oder Coach ist der Wissende, was die Lösung eines vom Klienten oder seines Chefs definierten Problem angeht, sondern das ist der Klient selbst. Therapeut oder Coach haben die Fähigkeit, die Kompetenz des Klienten zutage zu fördern. Hierzu reicht es schon aus, seine Aufmerksamkeit auf die Ausnahmen zu richten und in diese Richtung Fragen zu stellen.

Was also systemische Coaches und Supervisoren lernen müssen, ist, ihre Fragetechnik zu verbessern, so dass die Klienten durch die Anregung von Fragen sich selbst besser auf die Spur kommen können.

Denn eins ist gewiss: die Lösungen, die Klienten sich selbst erarbeitet haben, werden leichter umgesetzt als die Expertenlösungen. Deshalb sind die selbst gefunden Lösungen immer die effektiveren.

Unterschiede, die einen Unterschied machen
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