Was hat Positive Psychologie mit Führung und Coaching zu tun?

Auf Netzwerk Stress & Trauma hat es schon 2 Artikel aus der Reihe Positive Psychologie gegeben. Der letzte Artikel zu Neues aus dem Coaching-Alltag ist schon eine Weile her. Beide Themenkreise verbinden sich hier. Ich greife hierbei auch zurück auf dasThema Stärken stärken, denn das gehört unmittelbar in den Bereich Positive Psychologie.

Nichts gesagt, ist gelobt genug

Wer kennt nicht den Spruch „Nichts gesagt, ist gelobt genug“. Das entspricht in weiten Teilen einer deutschen Kultur. Ich persönlich habe es als angenehm erlebt, wenn ich in Amerika auf etwas angesprochen wurde, das anderen gefällt an mir. Auch von ganz fremden Menschen.

Mit einer gewissen Überheblichkeit neigen wir dazu, auf die Amerikaner herabzuschauen und sie als oberflächlich zu brandmarken. Das mag schon sein, aber warum sollten wir uns nicht das Gute von dort ein Stück weit aneignen, ohne unsere eigene Kultur dabei völlig zu vergessen?

Ein Chef mit guter Laune?

„Heute Morgen kam mein Chef mit einem Lächeln auf den Lippen in unser Büro. Ich dachte zuerst, was führt der im Schilde? Was will der von mir / von uns? Dann war er aber einfach nur gut drauf. Schnell hat sich seine gute Stimmung in unserem Büro ausgebreitet und es war dann ein guter Tag, an den ich gern zurückdenke.“

So erzählte mir eine Teilnehmerin an einem Teamcoaching. Im weiteren Verlauf des Seminars bekam ich mit, dass das nicht selbstverständlich war, dass die meisten erwarteten, dass der Chef zwar grüßte aber gleichzeitig missmutig schaute, so dass die Mitarbeiter den Kopf einzogen, um nicht gesehen zu werden und eventuell seine Stimmung abzukriegen.

Ähnliches bekomme ich immer wieder mit. Z.B. ein Team, das einfach nur froh ist über die neue Chefin, die jede Person ernst nimmt und sie nicht dazu zwingt, ausgiebige Begründungen für die eigenen gemachten Erfahrungen im eigenen Arbeitsgebiet geben zu müssen. Die Mitarbeitenden fühlen sich auf einmal ernst genommen und kommen wieder gern zur Arbeit, sind bereit, Überstunden zu machen, wenn nötig.

Mit wie wenig es doch möglich ist, eine Veränderung in der Arbeitsatmosphäre zu erreichen.

Positive wie negative Emotionen wirken ansteckend

Im letzten Artikel zu positiven Emotionen habe ich geschildert, wie ansteckend diese positiven Emotionen sind, ich habe sie energiespendend genannt. Andersherum sind die negativen oder energieverbrauchenden Emotionen genauso ansteckend, haben aber einen dämpfenden Effekt auf die Arbeitsmoral. Wir wissen, dass Menschen dann weniger produktiv und kreativ arbeiten. Also ist es von daher eigentlich schon ein Gebot für Führungskräfte, stärker energiespendend aufzutreten.

Coaching Herr Mayer, Führungskraft der mittleren Ebene in einem Großunternehmen:

Er spricht über die schlechte Atmosphäre im Team und in der Abteilung. Ich versuche, mit ihm herauszufinden, wodurch das entsteht. Hilfreich dabei war eine Mitarbeiterbefragung, die einige zusätzliche Informationen hergab, die im persönlichen Gespräch nicht mitgeteilt worden wären. Schließlich haben wir herausgefunden, dass die meisten Mitarbeiter sich in ihrem Engagement und in ihrem Einsatz nicht gewürdigt fühlen, dass ihre Ergebnisse tendenziell niedergemacht werden und sie gar nicht wissen, wann es gut ist. Natürlich kann Herr Mayer nicht die ganze Abteilung beeinflussen, aber auf jeden Fall die Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung. Ich gab ihm den Auftrag, mit seiner Assistenz zu sprechen, was die über die klimatischen Aspekte mitbekommen hat. Meistens sind die Schnittstellen zu den Chefs besser informiert als die Chefs selbst. Außerdem sollte er sie fragen, was sie denn meint, was er selbst verbessern könnte.

Behutsame Verhaltensänderungen

Natürlich kam, was wir schon ahnen: Wenn Herr Mayer freundlich auf seine Mitarbeiter zugehen und sie ermutigen würde, wäre das eine große Veränderung. Herr Mayer wusste aber gar nicht, wie er das machen sollte. Er hatte keine Vorbilder dafür in seinem Berufsleben gehabt. Auch die Eltern hätten eher getadelt als ihn anerkannt. Nachdem wir uns eine Weile mit diesem frühen Mangel von Herrn Mayer beschäftigt hatten, fiel es ihm leichter, einen eigenen Zugang zu energiespendenden Gefühlen zu finden. Ich riet ihm allerdings, sein Verhalten nicht von heute auf morgen zu krass zu ändern, weil er damit das Misstrauen bei den Mitarbeitern schüren würde.

Vom Ergebnis her ist zu sagen, dass sich das Klima im Team von Herrn Mayer deutlich verbessert hat und er selbst auch entspannter aus der Arbeit nach Hause geht. Nicht zuletzt hat sich diese Veränderung auch in Herrn Mayers Familie positiv ausgewirkt.

Positive Psychologie

Dies bedeutet: Im Coaching von Führungskräften können und sollten wir die Wirkung der Führungskräfte auf ihre Mitarbeiter mit in den Fokus als eine Variable nehmen, die eine Veränderung herbeiführen oder unterstützen kann.

Wenn auch Sie mehr Handwerkszeug in Ihrer Tätigkeit erlernen möchten, dann sind Sie willkommen in dieser Ausbildung zum systemischen Coach und Supervisor.

Was hat Positive Psychologie mit Führung und Coaching zu tun?
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