Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen,
durch die sie entstanden sind.
Albert Einstein
Seit 7 Jahren hatte Rosa (Name verändert) ihre Schwester nicht mehr gesehen. Diese war nach dem Tod der Mutter nach Amerika ausgewandert. Und trotz ihrer Suche konnte sie ihre Schwester nicht auffinden. Sie fehlte ihr!
Mit dieser Erzählung kam sie recht traurig und verzweifelt zum Aufstellungstag. Ihr Anliegen: Zu Klarheit und Frieden mit der Schwester finden.
Sie sah, hörte und fühlte in der Aufstellung, dass sich ihre Schwester von ihr distanzieren musste, um den Tod der Mutter zu verarbeiten, und dass es nichts mit der Liebe zu ihr zu tun hatte. In der Aufstellung kam tiefe Wertschätzung und Akzeptanz zwischen den Schwestern auf.
Und bereits 5 Tage nach diesem Ergebnis rief die Schwester an und sie trafen sich kurz darauf.
Alles Humbug? Einbildung? Esoterischer Quatsch?
Das könnte sein und ist oft die Meinung derer, die noch nie an einer solchen systemischen Aufstellung (ich spreche hier insbesondere von Familienaufstellungen [ * ] ) teilgenommen haben. Doch nach 20-jähriger Tätigkeit als Aufstellungsleiterin kann ich für mich überzeugt sagen:
Es wirkt! Unsichtbares wird sichtbar!
Und tatsächlich können in Aufstellungen bisher unbewusste Verstrickungen aufgedeckt und Lösungen gefunden werden. Wie bei einem „schief hängenden“ Mobile können Gleichgewicht und die Harmonie im Familiensystem wiederhergestellt werden. Hat jeder „seinen richtigen Platz“, findet eine Neuordnung statt, die interessanterweise auch Auswirkungen auf Nicht-Anwesende hat.
Ablauf von Familienaufstellungen in Gruppen oder im Einzelsetting
In einer typischen Familienaufstellung wählt der Klient / die Klientin StellvertreterInnen [ ** ] aus der Gruppe, die verschiedene Mitglieder seiner Familie oder auch bspw. Gefühle, Persönlichkeitsanteile, Ziele oder ähnliches repräsentieren können. Diese StellvertreterInnen werden dann im Raum positioniert, um die Dynamiken innerhalb der Familie darzustellen. Der Therapeut / die Therapeutin leitet die Aufstellung und beobachtet die Reaktionen und Bewegungen der StellvertreterInnen, die oft überraschende Einsichten in die verborgenen Dynamiken und Konflikte der Familie liefern.
Wie funktioniert dies im Einzelsetting?
Anders ist es, wenn wir eine Aufstellung in der Praxis mit KlientInnen durchführen. Hier stehen ja keine Personen zur Verfügung – doch haben wir unterschiedliche Möglichkeiten, dennoch Aufstellungen durchzuführen.
Hierzu nutzen wir:
- Bodenanker (Blätter auf dem Boden)
- Figuren (Playmobilfiguren, Holzfiguren, Spielsteine…)
- Plüschtiere (gerne bei Kindern angewandt)
- Zettel
- alles, was gerade rumsteht oder rumliegt (vom Glas, Stein bis hin zum Stuhl)
Voraussetzung für Aufstellungen in der Einzelarbeit ist, dass KlientInnen bereit und fähig sind, sich in verschiedene Positionen einzufühlen.
Der Ablauf im Einzelsetting:
- KlientIn fühlt sich selbst an einzelnen Platzhaltern ein
- Er / sie bewegt die Figuren (oder Zettel…) nach dem inneren Bild
- Im ständigen Austausch mit dem Therapeuten werden Konstellationen gefunden, die zu mehr Leichtigkeit führen
- Veränderungen zu spüren, ist besonders wichtig!
Allein durch die Perspektive aus der Beobachterrolle (der Blick von außen) kann das Bild, das sich zeigt, für die KlientInnen sehr hilfreich sein.
Einen kleinen Einblick habe ich in einem Video auf YouTube gezeigt: Erklärvideo Familienaufstellungen – Beispiel Familie, Trennung und Auswirkungen auf das Kind (youtube.com)
Klar ist, dass Aufstellungen im Einzelsetting eher statisch sind, da nicht so viele Impulse einfließen können wie in Aufstellungen mit Menschen.
Bemerkenswert jedoch ist – und das erlebe ich insbesondere in Paar-Aufstellungen – wie hier Dinge, die unter den Teppich gekehrt waren, sichtbar werden. Dadurch kann hier wieder ein neuer Dialog stattfinden. Und: Wie Paare sich wohler fühlen, wie wieder Liebe fließen kann, wenn eine Aufstellung neue Plätze für die Beteiligten aufzeigt.
Grenzen von Familienaufstellungen in Gruppen oder im Einzelsetting
Dabei haben systemische Aufstellungen durchaus ihre Grenzen. So hat zwar in meiner letzten Aufstellung das Aufstellen des „Traumas“ zur Lösung für den Moment geführt, jedoch macht es hier Sinn, die Ergebnisse weiter bspw. mit der traumatherapeutischen Methode ROMPC® zu bearbeiten.
Kenntnisse des Leiters von Familienaufstellungen in Gruppen oder im Einzelsetting
Für Aufstellungen in Gruppen wie im Einzelsetting ist ein Know-How des Aufstellungsleiters notwendig. Dazu gehören:
- Die systemische Sichtweise:
Jede Familie wird als ein System betrachtet, in dem jedes Mitglied eine bestimmte Rolle und Position hat. Veränderungen oder Konflikte bei einem Mitglied beeinflussen das gesamte System. - Die sogenannten „Ordnungen der Liebe“, die Hellinger postulierte.
Dazu gehören die Bindung (das Zugehörigkeitsgefühl aller Familienmitglieder), die Rangordnung (die Position jedes Mitglieds innerhalb der Familie) und das Gleichgewicht von Geben und Nehmen. - Die Annahme, dass Verstrickungen das Miteinander beeinflussen. Gemeint sind damit unbewusste Bindungen und Loyalitäten zwischen Familienmitgliedern. Diese zeigen sich bspw. in Form von wiederholten Mustern, Krankheiten oder Konflikten.
Unsere Ausbildung zum Aufstellungsleiter
All diese Hintergründe, sowie die Grenzen und Möglichkeiten von systemischen Aufstellungen können Sie in unserer Ausbildung zum systemischen Aufstellungsleiter (Struktur- und Familienaufstellungen) erlernen. Dazu gehört für uns ganz besonders das praktische Üben mit externen KlientInnen. Denn neben der Kompetenz ist uns die Intuition bei gleichzeitiger Kenntnis der Ordnungen und die notwendige Demut dieser Methode gegenüber sehr wichtig!
Heinz-Günter Andersch-Sattler und ich werden die nächste Ausbildung ab 05. Juli 2024 anbieten. Denn für uns ist diese Methode „Magie“ – die wir gerne mit vielen Menschen teilen möchten.
Und um auf obiges Zitat zurückzukommen: Dann könnt auch ihr andere Menschen über eine neue Sicht- und Denkweise unterstützen, ihre Probleme zu lösen!
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Schreiben Sie uns, wir freuen uns auf Ihre Nachricht!
Das sagen Teilnehmer der Familienaufstellung
Bei der „Familienbande“ mit Heinz-Günter und Claudia fühlt man sich sehr gut aufgehoben. Mit der genau richtigen Mischung aus Achtsamkeit und Impulsgabe begleiten die beiden jeden so, wie er oder sie es braucht und ergänzen sich dabei perfekt.
Eine situationsbedingte „Dramatik“, wie ich sie bei früheren Aufstellungen an anderen Orten als anstrengend oder belastend erlebt habe, kam hier durch Professionalität und die konstruktive Art gar nicht zum Tragen.
Die Erfahrung der beiden macht sich unheimlich positiv bemerkbar in der routinierten Erkundung der Themen der Teilnehmer, wozu auch gehört, selber keine Berührungsängste mit den Gefühlen der Klienten zu haben.
Vielen Dank für den tollen Tag bei euch, ich erinnere mich oft daran!
– Sandra
Lange habe ich mit mir gehadert, bevor ich mich zu einer Familienaufstellung angemeldet habe, da ich nicht wusste, was kommt auf mich zu und bringt mir das wirklich was.
Als ich mich endlich getraut habe, wurde ich mit einem sehr beeindruckenden Erlebnis belohnt. Schon bei anderen Aufstellungen zuzuschauen oder mit aufgestellt zu werden, gibt einem selbst so viel an Input und neuen Erfahrungen und Erkenntnissen – das hat mich überwältigt.
Und meine eigene Familienaufstellung hat mir unglaublich gutgetan und mich ein großes Stück auf meinem Weg weitergebracht. Bei Heinz-Günter und Claudia, die an dem Tag gemeinsam die Aufstellungen angeleitet haben, ist man in guten professionellen Händen und fühlt sich durch Ihre offene und warmherzige Art vom ersten Moment an willkommen und angenommen.
Danke Euch.
– Sabrina
[ * ] Obwohl Familienaufstellungen lediglich eine Untergruppe der systemischen Aufstellungen darstellt, verwende ich in diesem Artikel die Begriffe Familienaufstellungen, Aufstellungen und systemische Aufstellungen synonym.
[ ** ] „Aufsteller“ sind die Person, die ein Thema haben, das aufgestellt wird. „Stellvertreter“ hingegen sind die Personen, die sich für die verschiedenen Familienmitglieder oder Gefühle etc. aufstellen lassen.