ROMPC im systemischen Kontext

Worum geht´s? 

Mit den Techniken der systemischen Therapie betrachten wir zunächst die Auswirkung des Problems auf das System, um dann dem System einen gezielten Schubs zu versetzen, auf dass es aus den alten Bahnen geraten und sich neu ordnen und dadurch das Individuum entlasten kann. Dieser Schubs kann oft und am schonendsten über lösende Interventionen mit den Mitteln von ROMPC erfolgen.

Einführung

Die Verbindung von ROMPC und systemischer Arbeit erwuchs aus unserer langjährigen Erfahrung mit beiden Herangehensweisen. Ursprünglich aus der systemischen Arbeit kommend, haben wir ROMPC kennen und schätzen gelernt (1) und bald vielerlei Verbindungen entdeckt, die zwischen beiden Sichtweisen hin- und herführen und beide Methoden wechselseitig bereichern.

So haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir mit Hilfe von ROMPC effektive Familientherapie ohne die Anwesenheit der Familie, d.h. auch in der Einzeltherapie durchführen können. Wir können hier sowohl die verinnerlichten Mitglieder der tatsächlichen Familie adressieren als auch die Teile unseres eigenen inneren Teams (2), die uns ständig in Bewegung halten (z.B. der Antreiber, der Verweigerer, der Rebell, etc.). Thomas Weil hat in den letzten Jahren hierzu einerseits das Konzept des funktionalen, andererseits des strukturellen inneren Teams in ROMPC eingeführt. (3)

Das innere Team und das äußere Theater

„Es ist unser Theater des Inneren, das pausenlos spielt – du weißt immer erst, welches Stück gespielt wird, wenn du dort bist.“ (4) Wer ist nun der Regisseur in diesem Theater? Wer entscheidet, welches Stück gespielt und wie es inszeniert wird? Wir werden diesen Fragen im Folgenden nachgehen.

ROMPC entspricht in diesem Sinne der Arbeit mit Störungen im inneren Repräsentationssystem, der persönlichen Welt, dem inneren Theater. Aufstellungs- und Skulpturarbeit entspricht der Arbeit mit dem äußeren Repräsentationssystem, der Familie, dem äußeren Theater. Eine Art der Verknüpfung beider Perspektiven hat Virginia Satir bereits in ihrer Arbeit mit Skulpturen und Parts-Parties vorgenommen. In dieser Arbeit repräsentieren Protagonisten die Elemente des inneren Theaters, der inneren Rollen, die äußerlich sichtbar gemacht werden und lassen so die Dynamik dieses inneren Teams deutlich werden. Inneres und äußeres Theater wirken nämlich ständig wechselseitig aufeinander ein und bedingen sich gegenseitig. 

Wir werden in ein äußeres Theater – die Familie – hineingeboren. Diese gibt den Anstoß für die Bildung unserer Grundüberzeugungen, die Titel und Rollenbesetzungen des inneren Theaterstücks und dessen Aufführungen. Die Grundüberzeugungen (5), d.h. die Rollen innerhalb des Stücks sind nicht von vornherein festgelegt. Somit wirken wir durch unsere Wahl der Rolle bzw. Grundüberzeugung zurück auf das äußere System, das äußere Theater, dem wir angehören. Wir beeinflussen es und wirken darauf ein mit dem Ziel, es in irgendeiner Weise stabil zu halten – egal, was es uns kostet.

Parts-Parties

Die Parts-Party – auch „Neurosentheater“ genannt – besteht darin, menschliche Repräsentanten zu wählen für bestimmte funktionale Rollen, die wir im Leben einnehmen. Diese erhalten nach Möglichkeit auch noch spezifische Sätze und Körperhaltungen mit der Anweisung, damit zu agieren. Es ergibt sich nun in der Dynamik unter den Protagonisten schnell ein lebendiges, bewegtes Abbild der Konstellation des inneren Theaterensembles, sprich: des inneren Teams. Einmal mit der Dynamik bekannt, können wir uns fragen: Wie können wir auf dieses Theater Einfluss nehmen? Wie können wir unsere Klienten, um die es geht, dabei unterstützen, z.B. die heimliche Führung, die irgendein Teammitglied an sich gerissen hat, ganz offiziell wieder selber zu übernehmen? Hier geht es darum, die Regie zu optimieren und das Theaterstück – sprich: unser Leben – wieder selbst zu gestalten, anstatt es geschehen zu lassen und quasi wie fremdbestimmt zu agieren und uns der heimlichen Führung eines Teammitglieds unterzuordnen.

Ein Beispiel

Eine Klientin benennt drei Mitglieder ihres inneren Teams: die Genussfrau mit dem Satz: „Ich mache alles mit, Hauptsache es macht Spaß“, die Fürsorgliche mit dem Satz: „Du musst auf dich aufpassen!“, die Ernste mit dem Satz: „Manchmal sind die Dinge auch ernst.“

In der Dynamik der Teile untereinander wurde sehr schnell deutlich, dass die Ernste mit der Fürsorglichen koalierte und die Genussfrau allein und eher trotzig für sich agierte. Indem wir den Regisseur mit auf die Bühne holten, wurde deutlich, dass dieser nur immer einzelne Teammitglieder im Blick hatte und nie die Gesamtheit. Im weiteren Verlauf stellte sich die Fürsorgliche als isoliert und belastet heraus. An dieser Stelle brachten wir ROMPC ins Spiel, d.h. wir befragten, diagnostizierten und behandelten die Fürsorgliche, die sich als belastet durch einen vorangegangenen Tod in der Familie erwiesen hatte.

Wege der systemischen Intervention

1. Während Satir in ihren Parts-Parties auf dynamische und bewegliche Skulpturen zurückgreift, hat Hellinger (6) in seiner von ihm so genannten Aufstellungsarbeit sich auf die Mittel einer statischen Skulptur beschränkt. (7) Damit bekommen wir ein Standbild, das die Bezüge der Mitglieder untereinander abbildet, und, indem wir sie befragen, erfahren wir mehr über deren Befindlichkeit. D.h. dadurch, dass wir nicht gleich ins Agieren gehen, visualisieren wir die inneren Bezüge der Mitglieder des inneren Teams zueinander, wodurch auch bestimmte Dynamiken deutlich werden, die wir bei den Stellvertretern abfragen können. So können wir die Beziehungen, die zwischen den Protagonisten stattfinden, in die Auswertung der Visualisierung einbeziehen. Wir erhalten mehr Informationen über die Spannungsfelder zwischen den Elementen, über das, was die einzelnen antreibt, über das, was fehlt wie z.B. in dem obigen Fall das Betrauern des Todes eines nahestehenden Familienmitglieds.

2. Wir können auch verschiedene andere Arten von Skulpturen bilden, in denen wir den Protagonisten Gesten und Sätze geben. Damit kommen wir schon ein Stück weiter in die Bewegung der Elemente untereinander. Wir können erleben, wer eher hilfsbedürftig ist oder dominant, wer Führung übernimmt und wer sich lieber führen lässt, um sich hinterher zu beklagen, dass es nicht richtig war.

3. Bei der dynamischen Skulptur der Parts-Party entsteht viel Bewegung und Spielfreude. Auf diesem Weg erfahren wir mehr über die Dynamik der Koalitionsbildung und der Kompensationskräfte.

Prinzipien des Systems

All diese systemischen Techniken arbeiten mit einem spezifischen Trick: der Aufhebung des Zeitfaktors. Elemente der Vergangenheit sind genauso repräsentiert wie solche der Gegenwart und grundsätzlich auch der Zukunft. Wir betrachten die dynamische Wirkung der Elemente zueinander im Hier und Jetzt. Das Wesensmerkmal der systemischen Arbeit ist es, dass die einzelnen Elemente nicht auf ihre Absicht hin untersucht werden, sondern auf ihre Wirkungen. Diese Wirkungen sind im Prinzip nach dem Modell der Selbstorganisation aufgebaut. (8) D.h. die Systeme suchen sich so zu entwickeln, dass sie stabil bleiben. (9) Das kann dazu führen, dass um der Stabilität willen bestimmte Elemente aus der Kommunikation ausgeschlossen werden, bestimmte Verhaltensweisen sich nicht frei entfalten können wie in unserem Beispiel die Genussfrau. D.h. um die Stabilität im Sinne von Nicht-Veränderung zu gewährleisten, würden einzelne Mitglieder auch Rollen übernehmen, die sie mehr kosten, als es Gewinn für sie persönlich bringt. Für die Aufrechterhaltung einer einmal getroffenen Ordnung im System wird oft ein hoher Energieaufwand betrieben, der sich zu Lasten einzelner auswirkt. (10) Dies gilt im Prinzip für alle Arten menschlicher Systeme, also auch für das System des inneren Teams. 

Lösung von Blockaden

Hier wird ein zentraler Verknüpfungsaspekt zwischen ROMPC und sämtlichen Formen der Skulptur- und Aufstellungspraxis deutlich. Wenn ein Teammitglied, ein Element des Systems, als übermäßig belastet erkannt wird, dann werden an dieser Stelle Blockaden sichtbar: Kommunikationsblockaden zwischen den einzelnen Mitgliedern des Systems. Die Belastung wurde nicht ausreichend gesehen oder anerkannt und dieser Teil trägt in sich seine spezifischen Verletzungen und traumatischen Erfahrungen, die dazu geführt haben, dass er lieber stillschweigend die Last trägt, als sich in seiner Not zu offenbaren und evtl. die o.g. Stabilität zu gefährden. Hier kann die Intervention mit ROMPC zugleich lösend für das jeweilige Individuum/Element des Systems und blockadelösend auf das gesamte System wirken. Umgekehrt führt der Schritt von der ROMPC-Behandlung in die systemische Sichtweise der Beziehungen der Systemmitglieder untereinander aus der individuellen Innenschau wieder „hinaus in die Welt“, in den Makrokosmos (der Familie, der Arbeitsumgebung, etc.).

Die Aufstellungs- und Skulpturarbeit führt über die Darstellung des Systems zum Individuum und seiner Not. Das System hat von außen das Individuum bis zu einem gewissen Grad als Agent einer Rolle festgelegt, wobei dessen individuelle Verarbeitungsweise für das System irrelevant ist. Hier zählt, wie gesagt, nur die Wirkung der Rolle des einzelnen auf das Gesamtsystem.

Individuelles Wohlergehen vs. Agent im System

Wir stehen als Therapeuten an der Schnittstelle von zwei Möglichkeiten: Wir können das Individuum unterstützen, sich zu entlasten. Dies kann jedoch durch die Bindung ans System unterlaufen oder zunichte gemacht werden. Wir können die systemischen Zusammenhänge berücksichtigen und die Stabilität des Systems stören, damit dieses ein neues Niveau entwickeln und sich auf diesem einpendeln kann. Dies birgt die Gefahr, dass das Individuum in seiner persönlichen Not nicht genügend Würdigung erfährt.

Beides ist wichtig und sinnvoll. Ziel muss es sein, die Not unseres Klienten wahrzunehmen, ihn zu unterstützen, sich von der einmal festgelegten Rolle im System zu lösen bei gleichzeitiger Berücksichtigung der fortbestehenden Einbindung in das System der Familie, der Firma, etc.
Konkrete Verbindungslinien: Wir haben im ROMPC eine immanent angelegte Verbindung zur systemischen Arbeit über die „fremden übernommenen Traumatisierungen“. (11) Dieser Aspekt hat für uns von vornherein die Möglichkeit eröffnet, ROMPC als Familientherapie zu begreifen und zu nutzen.

Ein Introjekt führt z.B. zur Betrachtung eines speziellen Subsystems in der Familie, sprich der Beziehung zwischen dem Klienten und der Bezugsperson, von der das Introjekt übernommen wurde.

Beim Intrusiven Life-State finden wir häufig die energetische Manifestation eines verstorbenen Familienmitglieds.

Beim dissoziativen Life-State ist im Zusammenhang mit der Störung eines speziellen Subsystems der Familie die Ausgliederung und Verbannung eines bestimmten Persönlichkeitsanteils entstanden, was seinerseits stabilisierend auf das System als Ganzes gewirkt hat.

Flexibler Perspektivenwechsel

Beide Wege – ROMPC und systemische Herangehensweisen – stellen unterschiedliche Aspekte zu ein und demselben Thema dar. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, immer wieder die Perspektive zu wechseln zwischen dem Standpunkt der individuellen Not und dem der Gesamtperspektive. Dabei stehen zum einen beispielsweise die Werkzeuge des Testens in Traumawurzeln zur Verfügung, zugleich aber auch systemische Fragen wie: „Für wen hast du das Symptom entwickelt?“ „Wer hat am meisten davon profitiert? Wer hat am meisten dafür bezahlt?“ „Was wäre passiert, wenn du das Symptom nicht entwickelt hättest?“

Wenn wir z.B. auf dem Weg des Interviews oder des Testens in Traumawurzeln einen dissoziativen Life-State identifizieren, können wir ihn einerseits im Rollenspiel auftreten lassen, die Beziehung zwischen Klient und dissoziiertem Aspekt betrachten und mit dem Ziel der Annäherung und Befreundung intervenieren, wie wir es im ROMPC tun. Wir haben auch die Möglichkeit, diesen Life-State in den Kontext des gesamten Familiensystems zu stellen und seinen Dienst an diesem System würdigen.

Fazit

Ausgangspunkt der Arbeit ist in jedem Falle das Problem, die innere Not des Klienten. Mit ROMPC gehen wir den Weg über den Mikrokosmos, die innere Welt und stoßen so über die Geschichte auf das jeweilige Familiensystem.
Mit den Techniken der systemischen Therapie betrachten wir zunächst die Auswirkung des Problems auf das System, um dann dem System einen gezielten Schubs zu versetzen, auf dass es aus den alten Bahnen geraten und sich neu ordnen und dadurch das Individuum entlasten kann. Dieser Schubs kann oft und am schonendsten über lösende Interventionen mit den Mitteln von ROMPC erfolgen.

Auf welcher Seite auch immer wir einsteigen, wenn wir uns die Freiheit nehmen, beide Methoden und Sichtweisen flexibel im Prozess miteinander zu verknüpfen, so erzielen wir nicht nur eine Bereicherung beider Methoden umeinander, sondern eine neue Dimension zur Befriedung limbischer Minenfelder (12) und zur Heilung von Beziehung und System.

Literatur

Andersch-Sattler, Heinz-Günter, 2006
Arbeit mit dem inneren Team

Berne, Eric, 1978
Was sagen Sie, nachdem Sie ‚Guten Tag’ gesagt haben?
Psychologie des menschlichen Verhaltens
München 1978

Gilligan, Stephen, 1991
Therapeutische Trance.
Das Prinzip Kooperation in der Ericksonschen Hypnotherapie
Heidelberg 1991

Maturana, Humberto R./Varela, Francisco J., 1987
Der Baum der Erkenntnis.
Die biologischen Wurzeln des menschlichen Erkennens
Bern u. München 1987

Peichl, Jochen, 2007
Innere Kinder, Täter, Helfer & Co.
Ego-State-Therapie des traumatisierten Selbst
Stuttgart 2007

Reddemann, Luise, 2005
Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie
Stuttgart 2005,3. Aufl.

Sanders, Pete A. Jr., 2008
Joy Touch.
Das Glückszentrum im Gehirn aktivieren
Oberstdorf 2008

Satir, Virginia, 1994
Meine vielen Gesichter.
Wer bin ich wirklich?
München 1994, 3. Aufl.

Schlippe, Arist von/Schweitzer, Jochen, 1997
Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung
Göttingen 1997, 4. Aufl. 

Schmidt, Gunther, 2007
Liebesaffären zwischen Problem und Lösung.
Hypnosystemisches Arbeiten in schwierigen Kontexten
Heidelberg 2007

Simon, Fritz B., 1992
Meine Psychose, mein Fahrrad und Ich.
Zur Selbstorganisation der Verrücktheit
Heidelberg 1992, 3. Aufl.

Watkins, John G./Watkins, Helen, 2003
Ego States.
Theorie und Therapie
Heidelberg 2003

Weber, Gunthard (Hrsg.), 1993
Zweierlei Glück.
Die systemische Psychotherapie Bert Hellingers
Heidelberg 1993

Weil, Thomas, 2006
Endlich frei von Stress.
Innere Blockaden lösen mit ROMPC®
Kreuzlingen u. München 2006

Fußnoten

(1) Wir haben im Jahre 2000 Thomas Weil und die Anfänge von ROMPC kennen gelernt.
(2) Siehe hierzu den Artikel von Andersch-Sattler, Heinz-Günter (2006), Arbeit mit dem inneren Team
(3) Siehe hierzu Weil, Thomas (2006), S. 172 ff. + diverse interne Veröffentlichungen
(4) Satir, Virginia (1993), S. 17
(5) Die Grundüberzeugungen bilden sich heraus als kognitive Konstrukte, die es erleichtern, mit der gegebenen Welt, die wir schon bei der Geburt vorfinden, besser zurecht zu kommen. Sie dienen dazu, in der Vergangenheit stattgehabte Verletzungen vermeiden zu helfen und schränken den Raum der Möglichkeiten ein. Wesentliches Element der systemischen Arbeit ist es nun, den Möglichkeitsraum zu vergrößern, ähnlich wie ROMPC mit der Lösung von einschränkenden Grundüberzeugungen neue Verknüpfungen ermöglichen möchte. Dies ist die individuelle Sichtweise der Grundüberzeugungen. Gunther Schmidt hat diese Festlegungen als „Mikromuster“ beschrieben, die sich in der Verarbeitung von Reizen immer wieder realisieren. (s. ders. (2007), S. 23) Dabei determinieren die Umgebungsbedingungen nicht ein bestimmtes Verhalten, sie erzeugen nur eine Reaktion, die ihrerseits die Umgebung wieder beeinflusst. Und die Umgebung ihrerseits festigt in der Regel die einmal gewonnene Reaktion. Dies kann man dann als die den Grundüberzeugungen folgenden Reaktionsmuster bezeichnen oder umgekehrt die Grundüberzeugungen als die kognitiven Bestätigungen der Reaktionsmuster. Der so beschriebene Zirkel ist auch Basis des von Freud eingeführten Begriffs des Wiederholungszwangs. In der Hypnotherapie auch Problemtrance genannt. (s. Gilligan (1991), S. und Schmidt (2007) S. 60 und 61)
(6) Siehe hierzu: Hellinger ist mit seiner Herangehensweise in einer Zeit aufgetreten, als in der sonstigen systemischen Landschaft die konstruktivistischen Sichtweisen sehr ausgeprägt waren. D.h. es gab keine allgemein geteilten Werte, sondern nur die Konstruktion der eigenen Wirklichkeit nach bestimmten Voraussetzungen, die jedes System mitbringt. In diesem Sinne sind alle möglichen Arten von systemischen Verknüpfungen vorstellbar – also viele mögliche Welten. Wichtig ist nicht, was ein externer Beobachter – also auch ein Therapeut – für richtig hält, sondern dass festgefahrene Konstrukte wieder flüssig, d.h. beweglich gemacht werden. Welcher Art die neuen Konstrukte sind, ist für den Beobachter unerheblich. Hellinger hat hier in den 90er Jahren wieder bestimmte Werte und Standards in die Diskussion eingebracht und die Auffassung, dass es ein festgelegtes Set an möglichen Ordnungen gibt. S. hierzu: Weber (1993), die als erste schriftliche Veröffentlichung der Arbeit Hellingers angesehen werden kann. Zuerst wurden seine Thesen in einem Vortrag veröffentlicht, der 1990 unter dem Titel: „Ordnungen der Liebe“ gehalten wurde und der als Audiocassette kursierte.
(7) Von Schlippe/Schweitzer (1997) führen ca. 10 verschieden Arten der Skulpturarbeit an, s.S. 166 f.
(8) Siehe hierzu Maturana/Varela (1984)
(9) Das wurde als Streben nach Gleichgewicht interpretiert, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Stabilität auch einen Arbeitsaufwand erfordert. S. hierzu z.B. Simon (1992), S. 20 ff. Oder auch Schmidt (2007), S. 20
(10) Hellinger hat dies das „Sippengewissen“ genannt. D.h. jedes Mitglied im System hat dieses Gewissen, das den Erhalt der Sippe stützen soll, internalisiert und stellt dafür persönliche Belange zurück. Wie an anderen Stellen auch arbeitet Hellinger hier mit einer moralischen Kategorie, während die konstruktivistisch orientierten Systemiker das eher als ein Konstrukt spezifischer Familiensysteme begreifen. Insgesamt gilt jedoch auch hier, dass das System wichtiger ist als der einzelne.
(11) In der systemischen Arbeit kennen wir z.B. die Delegation, in der Psychoanalyse die Übertragungsprozesse sowie Introjektion und Projektion. Bei diesen Vorgängen geht es jeweils darum, dass persönliche Erfahrungen und Verhaltens- bzw. emotionale Muster bei anderen als bei mir selber stattfinden. Abgespaltene Persönlichkeitsanteile werden als nicht zu mir gehörig erlebt. Diese Phänomene haben dazu beigetragen, die Grenze des Individuums zu sprengen, die möglicherweise sowieso ein Konstrukt der westlichen Gesellschaften darstellt. Diese Phänomene können als fremde übernommene Persönlichkeitsanteile bezeichnet werden.
(12) Siehe hierzu Sanders (2008), S. 46 ff.

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